Kurz vor Sonnenaufgang kommt ein Schwall kühle Luft. Zum Glück ist die Sonne wenig später bereits kräftig genug, um uns beim Frühstück aufzuwärmen.
Weil wir über Lactasetabletten auf regelmäßige Tabletteneinnahme kommen, gerät unser Gespräch auf die medizinische Ebene und wird viel länger als geplant, erwartet, üblich.
20 vor 8 sitzen wir im Troopie, ich drehe den Zündschlüssel und der Motor startet. Ein Glück!
Ab hier ist die Carnarvon Mullewa Road unsealed, aber in sehr gutem Zustand. Und so rollen wir gemütlich dahin. Ein Lizzard, knapp zwei Meter lang, wandert uns entgegen und erregt meine Aufmerksamkeit. Es folgt eine längere Fotosession. Er, der Lizzard, „is not amused“, seine Zunge schnellt heraus und herein. Dann lassen wir ihn in Ruhe und fahren weiter.
Bei einer Gruppe Limestone Wattle an einem der vielen Creek crossings mit ausreichend Schatten durch River Red Gums machen wir eine Pause. Hinter uns, im Norden, zeigen sich die ersten Wolken seit - ja, seit wann? Wahrscheinlich seit Alice Springs. Mal sehen, was daraus wird.
Wir nähern uns einer Road Pizza - kleine Kuh oder großes Roo. Wie üblich fliegen die Raubvögel recht früh auf, zwei Adler, zwei Ospreys, mehrere kleinere Hawks und einige Raben (die Zahl der Vögel spricht für eine Kuh), ein Lizzard bleibt sitzen und frisst genüsslich weiter. Ich bin so verblüfft, dass ich nicht anhalte und zu fotografieren versuche. Klar, ich wusste, dass sie Fleisch nicht verschmähen, aber dass sie sich auch von Aas ernähren, war mir neu. Hätte ich gehalten, wäre der Lizzard wohl weggelaufen.
Während des letzten Abschnitts unserer heutigen Etappe mache ich mir Gedanken zu meiner anstehenden Vorstellung am 10. November. Auch das ist ja eine absurde Veranstaltung, weil wir wieder nur gerade soviel Kandidaten sind, wie es Plätze gibt. Wozu also eine Vorstellung? Klar, sie muss sein, und nicht jeder kennt alle Kandidaten. Es ist auch eine Geste gegenüber den Wählern, die diese Geste allerdings kaum goutieren werden. Andererseits sind ja alle Kandidaten bereits gewählt, denn eine Stimme reicht. Es ist, wie es ist und sich ärgern nützt niemandem etwas.
Ein Spaziergang entlang dem Botanical Walk zeigt uns viele australische Pflanzen und gibt Erläuterungen. Als wir zurück kommen zum Auto, sind die Schatten schon ziemlich lang. Die Wolken sind bis hier gezogen und lösen sich jetzt langsam auf. Viele Galas, Honeyeater und Minors bevölkern die umliegenden Bäume, ein Lizzard läuft vorüber, eine Eidechse klettert einen Stamm empor und sucht nach Insekten. Jeden Menge Wildlife, schön.
Die Host des Caravanparks, auf dem wir alleine sind, sagte, gegen Abend käme eine Seebrise auf. Nun, das hatten wir gestern auch. Aber heute ist es nur eine leichte Brise. Unangenehmer sind die kleinen Mücken. Sie stechen nicht, sie beißen nicht, sie fliegen und krabbeln nur überall hin: In die Haare, an Armen und Beinen rauf und runter, unter das Hemd, unter die Hose. Sie scheinen vom Licht des iPad angezogen zu werden, denn als ich das Lesen einstelle, ist es deutlich besser.
Unsere heutige Position ist 26-53-43 / 115-57-27 auf 290 m Höhe.
No comments:
Post a Comment