Die Morgentemperatur liegt wieder im hohen einstelligen Bereich, das ist nicht so angenehm. Gut ist dagegen, dass unter den uns umgebenden Bäumen genügend trockene Zweige, Blätter und Rindenstücke liegen, dass das Feuer, das noch immer glüht, sofort wieder lichterloh brennt. Das wärmt dann im Zusammenspiel mit der rasch emporsteigenden Sonne. Gestern war es so wenig warm, dass das Spülwasser aus dem Autotank ganz kalt war, das gab es bisher noch nicht.
Weiter geht es nach Südwesten. John Holland hat den Track ziemlich gerade angelegt, das sieht man an den Stellen, wo der heutige Verlauf noch mit dem Original identisch ist. In den Eukalyptuswäldchen windet sich der Weg heute mehr um die Bäume herum, das ist auch den Autofahrern geschuldet, also in erster Linie den Mitgliedern des Toyota Landcruiser Club of Western Australia, die sich der Pflege des Holland Track verschrieben haben. An zwei Stellen ist die Abweichung von der ursprünglichen Routenführung nicht durch die Fahrer, sondern wohl durch staatliche Vorgaben erfolgt. Beide Male biegt der Track zuerst nach Süden ab, macht nach einigen Kilometern eine 90-Grad-Rechtskurve, um dann nach einigen weiteren Kilometern wieder in Richtung Südwest abzubiegen. Einmal ist es der State Border Fence, ein „Soda“Zaun, er ist halt so da, zum anderen ist es eine Umfahrung von Mt. Holland, ich denke, da hat eine Minengesellschaft ihre Finger im Spiel.
70 km nach unserem heutigen Start stehen auf einer Lichtung neben dem Track fünf Autos, drei davon mit Trailor. Frauen, Männer, Kinder und Hunde hängen herum, manche sind beschäftigt damit, einen 200er Landcruiser vom Schlamm zu befreien. Aber man versichert uns, dass man die weiteren 40 km vor uns auch ohne durch tiefen Schlamm zu fahren hinter sich bringen kann. Zum Beweis wird auf den weißen Landcruiser gezeigt, der wirklich noch sehr sauber ist. Und wirklich, es wird zwar immer nasser auf dem Track, aber es gibt fast immer eine Umfahrung. Und dort, wo man durchs Wasser muss, weil es keinen anderen Weg gibt, ist der Untergrund fest und folglich kein Problem.
Dieses Mal kapieren wir, wie das mit dem Straßenverlauf ist, zumindest haben wir eine schlüssige Erklärung. Das offizielle Ende des Holland Track ist beim Erreichen der Hyden Norseman Road - nur gibt es darauf keine Hinweise, keine Schilder. Nur das, das in den Holland Track zeigt. Und die Fortsetzung gegenüber endet beim Emurock im Nichts. Eigentlich nicht im Nichts, aber an einer Straße, die auf der einen Seite nach 7 km an einem Zaun endet, auf der anderen Seite zwar offen ist, aber auch nicht offenbart, wo sie hinführt. Nur wie sie heißt, wird angezeigt, aber das nützt uns nichts. Und die modernen Medien wie Apple Karten oder Google Maps helfen auch nicht, weil sie des Internets bedürfen, das es hier aber nicht gibt. Auf jeden Fall stellt sich heraus, dass wir noch nicht so weit waren, wie wir glaubten zu sein. Jetzt ist fast alles klar.
Endlich sind wir in Lake Grace. Ollie und Lucy haben sich noch nicht gemeldet, aber das Hotel hat offen, also sind sie vermutlich nicht auf Reisen. Vielleicht wollen sie uns nicht treffen? Wir werden nicht insistieren, sondern uns eben morgen früh auf den Weg machen. Hoffentlich hält das Zelt die letzten Nächte noch durch.
Über uns in den dichten Bäumen tummeln sich Wattlebirds, ein Butcherbird, Gala, Honeyeater und weitere kleine Vögel, die ich nicht identifizieren kann. Laut sind sie auf jeden Fall, aber das stört uns ja nicht.
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