Da wir noch weit im Osten sind, geht die Sonne verhältnismäßig früh auf. Außerdem habe ich schon die letzte Stunde vor dem Aufstehen nicht oder nur sehr wenig geschlafen. Zum Duschen ist es zu kalt, die angekündigte (oder angedrohte) Kaltfront ist gestern Abend über uns hereingebrochen. Wir frühstücken unter dem Dach der Campkitchen.
Zuerst statten wir noch der Superpit bzw. dem Lookout der Superpit einen kurzen Besuch ab. Kurz deshalb, weil der kalte Wind hier oben fast Sturmstärke erreicht. Ich habe bald so kalte Finger, dass ich das iPhone nicht mehr bedienen kann. Auch sind keine Haul Trucks unterwegs, es ist völlig still. An der gegenüberliegenden Seite ist die Wand heruntergebrochen, da kommt niemand mehr durch. Hoffentlich waren keine Menschen in den Unfall verwickelt.
Als wir schon 38 km auf der Viktoria Rocks Road zurückgelegt haben, fällt mir ein, dass ich vergessen hatte, meine SIMkarte zu laden. Hier gibt es bereits kein Netz mehr, also kehren wir um. Bei der aufgelassenen Goldmine - die wirklich offen ist, man kann hinuntersteigen - hat der Track eine leichte Erhebung, da gibt es wieder ein Telefonnetz und ich kann dieses letzte Nachladen vornehmen. An Victoria Rock, einer dieser bemerkenswerten Felsen, die aus der Umgebung herausgewachsen zu sein scheinen und die man im Allgemeinen einfach besteigen kann, halten wir an und steigen hoch. Ringsum sind dichte Eukalyptuswälder.
Dann biegen wir ab auf den Hollandtrack. Noch immer ist der Einstieg nur durch ein kleines Schild mit den Buchstaben HT gekennzeichnet. Allerdings kommt nach wenigen Metern ein Hinweis auf den Code of Conduct. Also reduzieren wir unseren Reifendruck und fahren Ios. Bei Diamond Rock steigen wir aus und machen wieder einen Spaziergang, nur um festzustellen, dass der Fels es eigentlich nicht verdient hat. Aber er kann ja nichts dafür, dass er diesen Namen bekommen hat. Dafür lassen wir den Thursday Rock rechts liegen (obwohl heute Donnerstag ist). Der Track ist wesentlich stärker ausgefahren als vor drei Jahren und es gibt mindestens zwei Stellen, wo Wasser in den Bogs steht. Ansonsten ist es völlig trocken, dennoch stauben wir fast nicht. Das liegt vielleicht auch an dem nach wie vor starken Wind.
Immer wieder wechselt der Bewuchs. Es gibt Eukalyptuswälder, eher Wäldchen, da ist der Boden eher unbewachsen und unter den Hohen Eukalypten behaupten Akazien die mittlere Ebene. In diesen Wäldchen ist der Track besonders in Mitleidenschaft gezogen, offensichtlich sammelt sich hier mehr Wasser. Dann gibt es weite Bereiche, da besteht der dichte Bewuchs aus niederen Eukalypten, Mulga, Mallee und Grevileen. Da ist kein Durchkommen, also auch keine Chance auf ein Nachtquartier. Last but not least gibt es Bereiche, die sind savannenartig, also mit Gras und niederen Büschen wie Saltbush, Bluebushes oder Emubush bewachsen. Auch hier ist kein Platz für ein Camp. Aber in diesen Bereichen blüht es wunderbar, gelb, weiß, wenig blau und immer wieder pink bis rot. Ja, es hat in der letzten Zeit wohl geregnet, daher auch das Wasser in den Lehmgruben. In einem der Eukalyptushaine komme ich um eine Ecke, da ist eine Schlange. Bronzefarbene Haut, etwa 3 bis 4 cm dick und sicher 2 m lang. Brigitte ist schneller aus dem Auto als ich, weil ich wieder Probleme habe, meine Kamera hervorzuholen. Bis ich draußen bin, hat die Schlange das Tempo erhöht und verschwindet im Unterholz, bevor ich nur die geringste Chance habe, sie auf den Chip zu bannen. Pech für mich.
Nach 79,1 km auf dem Track kommen wir an ein kleines Wäldchen, das bietet sich an für unser heutiges Camp. 3 1/2 Stunden für knapp 80 km - das zeigt schon, dass die Strecke recht anspruchsvoll ist. Auch am Spritverbrauch ist es zu sehen. Beim Ausklappen des Zeltes stelle ich endlich fest, warum es zunehmend Probleme dabei gibt: Ähnlich wie bei Werner und Georg ist der eine Winkel gebrochen, deshalb stimmt der Abstand nicht mehr. Komisch, dass die bei ARB in Alice das nicht gemerkt haben!
Endlich wieder ein Campfire, das erste seit der Bore Line Road und, wenn ich das richtig sehe, das letzte auf dieser Reise. Es ist denn auch ein GHH Gedächtnisfeuer, denn seit Ross River Ressort schleppe ich einen Stammabschnitt eines Eukalyptus mit uns herum. Er diente als Tritt, um auf der rechten Seite die Zeltausleger festzumachen. Und bei jedem Platzwechsel musste er eingeladen und am Abend wieder ausgeladen und neben den Troopie gestellt werden. Heute fing er an zu hüpfen auf dem Holland Track, er wollte weg von uns.
Einem wunderbaren Abend mit Sonnenuntergang folgt ein ebensolcher Sternenhimmel, einfach schön, so abseits von allen menschlichen Störungen, sieht man mal von unserem eigenen Feuer ab. Aber das ist nicht mehr richtig hell, eher heruntergedimmt, denn es glüht nur noch. Irgendwo Zirpen Grillen, der Wind hat sich weitgehend zur Ruhe begeben und auch die Fliegen, die uns heute lange gequält haben, sind verschwunden. Allerdings wird es schnell kalt, trotz Feuer.
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