Saturday, August 3, 2019

Von Boroloola nach Normanton

Neun Uhr scheint sich als Aufbruchzeit einzuquartieren, auch heute ist es wieder so. Nun, zum Teil liegt das auch daran, dass es erst um kurz  vor sieben anfängt hell zu werden mit dem üblichen Tropeneffekt: Wenig später geht die Sonne auf und dann wird es auch bald angenehm warm. Sonst sind Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad C im Freien eher unangenehm. Das Wasser ist hier so gut, dass wir unseren Tank auffüllen. Kurz hinter Boroloola wird die Straße zur Gravelroad - und das sollte für die nächsten Tage auch so bleiben. Durch Eukalyptuswäldchen, Buschland, Grasland und wieder weit auseinanderstehenden Bäumen vorbei geht es nach Südosten. Das Roadhouse kurz vor der Grenze nach Queensland hat noch immer geschlossen, wie vor sechs Jahren. Und schon sind wir in Queensland und müssen die Uhr eine halbe Stunde vorstellen. Zur Mitteleuropäischen Zeit sind es jetzt neun Stunden, nur acht zu unserer Sommerzeit (wieder ein Vorteil, wenn unsere Zeit umgestellt ist: Die Differenz zu Australien ist kleiner.)
Einsamkeit und scheinbar unendliche Weite


Zum Tor der Hölle, englisch Hell‘s Gate, ist es jetzt nicht mehr weit. Auf dem internationalen Flugplatz ist nichts los, aber auf dem Campingplatz stehen schon einige Grey Nomads, Altersgenossen aus den südlichen Bundesstaaten. Aber auch mindestens ein Paar aus Cairns ist da, mit ihm kommen wir nämlich ziemlich bald ins Gespräch. Die beiden fallen auf, denn Australier dieses Alters reisen sonst nicht mit PKW und Zelt.
Unsere heutigen Koordinaten: 17-27-19 S, 138-21-27 O (jeweils Grad Minuten Sekunden).
Heute wird es nach Sonnenuntergang nicht ganz so kalt wie die letzten Tage, es ist der bislang wärmste Abend. Und wieder erstrahlt über uns ein wundervoller Sternenhimmel, kaum beeinträchtigt von menschlichen Funzeln oder dem Mond. Überhaupt, wir haben hier in Australien heuer noch keinen Mond gesehen - und ich habe ihn noch nicht einmal vermisst.

Das Frühstück ist heute später, weil Brigitte noch mal eingeschlafen ist, als ich aufgestanden bin. Ich war ohnehin damit beschäftigt, Rainbow Lorikeets und Honeyeater zu fotografieren, leider mit wenig Erfolg. Die Vögel sind einfach schneller als ich. Trotzdem sind wir um neun Uhr „on the road“.
Große Überraschung: Die Straße ist ab hier asphaltiert, sealed, wie es hier heißt. Und sie bleibt so fast den ganzen Weg bis Burktown, nur rund 20 Kilometer sind noch Gravel - in einem exzellenten Zustand.
Am Leikhart River Crossing 
In Burktown pumpen wir die Reifen wieder auf, die waren noch für das Fahren auf der Gravelroad um 20% abgelassen. Und richtig, es geht auf Asphalt weiter. Weil wir kurzzeitig die Orientierung verlieren, legen wir 40 km doppelt zurück: Wir sind umgedreht weil wir glaubten, eine Abzweigung verpasst zu haben. Aber dem war nicht so. Zum Glück haben wir das Funkgerät und können uns damit Hilfe holen. Ab dem Leikhart River Crossing ist die Straße dann wieder Gravel, kaum corrugated.
Outback Tankstelle am Tirrania Roadhouse

Beim Camp 119 von Burk und Wills unglücklicher Expedition zum Golf, dem letzten Camp, nur wenige Kilometer vor dem für die Forscher unerreichbaren Ziel (es gibt hier keinen freien Zugang zum Meer, der Golf ist von Mangrovensümpfen umgeben), halten wir noch mal an und würdigen die Explorer und die, die nach ihnen gesucht haben und dabei mehr über das Land berichtet haben als die Opfer der eigentlichen Expedition. Nur ein Teilnehmer überlebte, weil er von Aboriginals gefunden und mitgenommen wurde. Die anderen Teilnehmer wurden nie gefunden. Als wir losfahren wollen, macht den Troopie keinen Mucks, kein Lämpchen im Armaturenbrett geht an. Aber die Batterie ist voll!? Ein gründlicher Blick in den Motorraum bringt es zutage: Der Kabelschuh der Masseleitung an der Fahrbatterie ist abgebrochen. Zum Glück finden sich zwei kurze. Kabelbinder, mit denen ich das Problem zumindest temporär beheben kann. Das war ein ziemlicher Schreck am Nachmittag.

Und jetzt stehen wir in Normanton auf dem Campingplatz und genießen den noch immer lauen Abend. Facebook und der Blog fordern ihren Zoll.

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