Als ich aus dem Zelt komme, geht die Sonne gerade auf. Und diesmal können sie sich begrüßen, Sonne und Mond, denn der Mond steht im Westen noch über dem Horizont, immer noch rund und schön.
Zum Frühstück gibt es heute Bannocks, diesmal aus Weizenmehl. Sie werden wieder sehr gut und sättigen auch für eine Weile.
Gegen acht fahren wir los, wieder muss ich das letzte Holzstück mit Wasser löschen, weil es nicht ganz abgebrannt ist. Und da kommt besagte böse Überraschung: Kaum rollen wir los, beginnt das Auto zu piepsen, in der Kombianzeige blinkt das Bremsensymbol. Schnell stellen wir fest, dass meine Bremsflüssigkeit weg ist. Am rechten Hinterrad scheint im Innern der Bremstrommel etwas kaputt zu sein, an Eier Schraube der Bremstrommel hängt noch ein Tröpfchen, der Rest der Flüssigkeit ist auf der Innenseite des Reifens verteilt. Also ist das Malheur bereits gestern passiert. Was tun? Es gibt nur eines, nämlich weiterfahren. Auf dem Gunbarrel Highway ist die Bremse insgesamt nicht so wichtig, das sollte kein Problem sein und dann werden wir morgen in Warburton weitersehen. Und notfalls steht ja noch die Handbremse zur Verfügung. So machen wir es. Das lästige Pfeifen wird durch Ziehen des Melders ausgeschaltet.
Der Track ist doch recht schlecht, manchmal schlechter als Canning Stock, wir kommen nur mit einem 18er Schnitt über die Runden. Nach vier Stunden machen wir Pause, da liegen 73,3 km hinter uns. Allerdings haben wir schon die eine oder andere Fotopause gemacht. Während wir so rumstehen, kommt ein Motorradfahrer, dann noch einer und noch einer. Ohne Gepäck, ohne Ersatzbenzin? Irgendwann nach ihnen wird ein Rationtruck kommen. Der Kalifornier in der Gruppe kommt schnell mit Brigitte und mir ins Gespräch, Georg und Werner unterhalten sich mit dem Teamlead, einem Aussie, und einem Belgier. Sie fahren eine „guided tour“ von Brisbane nach Perth, einmal quer durch den Kontinent. Wenige Minuten nach dem die drei weg sind und auch wir wieder fahren, kommt uns der Truck entgegen. Mehrere Ersatzmopeds, Ersatzteile, Werkzeuge, 4 Jerry Cans für jeden der Teilnehmer und natürlich die Verpflegung für die ganze Gruppe sowie das Privatgepäck der Biker - da kommt einiges zusammen und dafür braucht es einen großen LKW. Der Fahrer macht trotz der Corrugation und des schwierigen Geländes einen gelassenen Eindruck.
Der Track wird nur kurzzeitig besser, dann ist er wieder entweder steinig oder heftig ausgewaschen und ausgefahren oder die Corrugation, der kaum zu entgehen ist, macht uns das Leben schwer. Vorbei an dem einen Autowrack auf der heutigen Etappe, einem Citroën Pallas, vorbei an aufgegebenen Trailors, vorbei an Markern kommen wir auch zu zwei Beadellplaketten, die so aussehen, wie die Beadellplaketten halt aussehen: Mit den Angaben zum Woher und Wohin mit Entfernungsangaben in Meilen, mit den Namen der Expeditionsteilnehmer und mit dem Datum der Anbringung. Dass es sich in beiden Fällen um Replikas handelt, weil die Originale gestohlen wurden, ist in Kauf zu nehmen. Und wir passieren Mt. Beadell, wo auf einer großen Tafel seine Verdienste um die Erschließung von Western Australia, South Australia und den Northern Territories gewürdigt werden. Beadell war am Bau von 6000 km Straßen beteiligt. Dass einige dieser Straßen und Wege wie Gary Hwy, Ann Beadell Hwy und auch Gunbarrel Hwy heute kaum mehr genutzt werden, ist nicht ihm zuzuschreiben. Auch diese Tafel ist eine Replika, weil auch dieses Original, das ursprünglich oben auf dem Berg stand, zerstört worden war.
Kur
Kurz vor dem Tagesziel Kapi Bore |
Dann sind wir an Kapi Bore, wo wir heute übernachten wollen. Die letzten 25 km waren sehr sandig und es gab sogar zwei Dünenüberquerungen. Kurz vor dem Ziel lief ein Dingo fast bei Werner ins Auto. Der Hund war aber nicht verängstigt, sondern blieb neugierig am Wegrand stehen und ließ sich fotografieren. {Ich muss Kapi mal fragen, wann er hier eine Wasserstelle angelegt hat.} Das Ankommenbier gibt es heute von uns und noch bevor ich mich um das Holz gekümmert habe.
Unsere heutige Position ist 25-43-33 / 125-46-50, 400m Höhe.
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