Dienstag, 24. September
Wir sind kaum mit dem Frühstück fertig, da zieht der Himmel zu. Ich beginne, unser Zelt zusammenzupacken, gerade noch rechtzeitig werde ich fertig. Auch das andere Zelt wird noch trocken eingepackt. Dann regnet es und regnet und regnet. Langsam wird der Track weicher, alles außer der Corrugation. Um der auszuweichen, fahre ich ganz links; mit der Folge, dass die linken Radkästen voller rotem Lehm sind. Rechts ist es lange nicht so viel.
Zum Glück brennt im Kiosk von Hale River Homestead, Wowereit heute Nacht campieren wollen, im Ofen ein warmes Feuer. Macht Camping nicht mehr viel Spaß. Ich bestelle mir wie Georg einen Burger „The Lot“, Werner nimmt einen Teller Suppe und einen Toast und Brigitte verzichtet wie üblich, ich hole ihr Pumpernickel und Butter aus dem Auto.
In einer der wenigen Regenpausen - an drei kann ich mich erinnern, keine war länger als 15 Minuten - bauen wir die Zelte auf, um dann wieder in den Kiosk, der ehemalige Workshop, zu gehen und vor dem Ofen zu lesen oder Rätsel zu lösen. Dann kommen noch weitere Gäste, eine Familie mit zwei Kindern, eine weitere Familie mit zwei Kindern und ein Paar etwa in unserem Alter, Bron und Steve aus Darwin. Mit ihnen kommen wir recht schnell ins Gespräch über Outbacktouren, über Australien und Deutschland, über Enkelkinder. Ihre sind etwas älter als Lina und Jakob.
Rechtzeitig zum Kochen hört der Regen auf, so dass wir sogar bei den Autos essen können. Ich hatte vorher vorsorglich gefragt, ob wir im Workshop zum Essen unterschlüpfen können, was großzügig zugesagt wurde. Kalt wäre es dort zwar auch gewesen, aber immerhin trocken. Das hat sich ja jetzt erübrigt.
Steve hat ein Campfeuer angemacht, und er hat genügend Holz mitgebracht, um es den Abend über in Gang zu halten. „Ein Abend ohne Campfire ist nicht gut.“
Während des Abendessens geht die Sonne unter. Die Wolken haben sich im Westen so weit über den Horizont gehoben, dass wir noch 10 Minuten Sonnenschein genießen können, bevor die Sonne in einer Explosion von Farben hinter den Bergen versinkt. Es wird uns keiner glauben, dass diese Bilder nicht aus einem Fotoshop kommen. Nach dem Spülen - ich sogar schon eher - sitzen wir dann zusammen - bis auf Werner, er ist schon in seinem Schlafsack verschwunden - am Feuer und freuen uns an dessen Wärme und guten Gesprächen.
Unsere heutige Position ist 23-23-5 / 134-41-2 auf 610 m Höhe.
Mittwoch, 25. September
Um zwei musste ich mal runter, da erstrahlte über uns ein prächtiger Sternenhimmel. Beim nächsten Mal, kurz nach 5, war von Sternen nicht mehr zu sehen, alles voller Wolken. Und so ist es auch, als ich kurz vor sieben aufstehe, grau in grau. Immerhin, es regnet nicht. Weil heute nichts besonderes anliegt, lassen wir uns Zeit mit dem Frühstück, bauen in Ruhe ab - dabei wird meine Jeans allerdings ziemlich eingesaut, weil alles noch nass ist und vorher roter Staub auf der Persenning lag - unterhalten uns, füttern die Hühner mit den Kartoffelschalen und Salatabfällen von gestern Abend und machen uns dann kurz nach neun auf den Weg.
Über scheinbar verschlungene Wege erreichen wir Arltunga. A. ist ein Ort, der zu Zeiten des Goldrausches hier in der Gegend um 1890 gegründet wurde und eine zentrale Ansiedlung werden sollte. Doch weil das Gold nicht lange reichte, wurde die Arbeit eingestellt, niemand kam hierher und die zentrale Rolle übernahm das erst anschließend gegründete Alice Springs. Die Reste sind sorgfältig restauriert und liebevoll beschildert, so dass man sich ein gutes Bild davon machen kann, wie es damals hier war. Beim Besuch der Joker Mine, bzw. dessen, was noch übrig ist, verliere ich den Halt, rutsche mit beiden Beinen auf dem Abraumgeröll weg und lande ziemlich unsanft samt Kamera auf dem steinigen Boden. Mal abwarten, was daraus wird, die Kamera funktioniert noch und es scheint auch nichts gebrochen zu sein. Glück gehabt.
Dann kommen wir zum Ende der Gravelroad, für Gerhard das Ende von Gravelroads bis auf weiteres. Denn ab dem Ross River Ressort, wo wir uns für die Nacht einquartiert haben, ist es bis Alice Springs asphaltiert. Georg kauft eine Portion Feuerholz für heute Abend, damit ist das Campfire gesichert. Die angelieferte Menge reicht für mehr als einen Abend, vor allem, da an unserem Platz noch ein Stamm von den Vorgängern liegt, den ich mit der Handsäge zerkleinere und mit verwende. Da wir das Feuer zeitig anmachen, würde die Glut zum Kochen reichen.
Unsere heutige Position ist 23-35-46 / 134-29-15, Höhe 410m. Wir sind wieder südlich des Tropic.
Donnerstag, 26. September
Das Campfeuer in Gang zu setzen ist gar nicht so einfach. Die Eukalyptusblätter brennen wie Zünder, aber ebenso schnell sind sie abgebrannt. Und das gestern angelieferte Holz war schon gestern Nichtleiter zu entflammen, heute ist es noch schwieriger, weil das Holz über Nacht feucht geworden ist. Nicht nur das Holz, alles trieft geradezu. Die für uns ungewohnt hohe Luftfeuchtigkeit als Folge des Regens fällt bei den einstelligen Nachttemperaturen eben als Tau aus oder kondensiert an allem, was kalt genug ist.
Beim Frühstück kommen ein paar Pferde, vier sind es, vorbei, um einige Meter neben uns an einer Wasserstelle ihren Morgentrunk zu sich zu nehmen. Jetzt weiß ich, von wem die Droppings neben unserem Troopie sind.
Weil es das vorletzte Frühstück mit Georg ist, gibt es noch mal Bannocks (aber auch, weil unser Brot alle ist). Georg brät sie.
Und dann brechen wir auf. Das reichlich übrig gebliebene Holz packen wir ein bzw. verstauen es auf den Dächern. Die Strecke ist heute ziemlich kurz, nur rund 90 km, und so lassen wir uns Zeit und sehen uns alles an, was an Sehenswertem angezeigt wird. Bei Trephina Gorge machen wir einen Panorama Walk, wunderbare Blicke auf die Gorge, die umliegenden Felsenhügel und das Umland tun sich auf. Fauna bekommen wir nicht zu sehen. Am Taleingang steht ein großer Ghost Gum. Ich liebe diese Bäume und achte darauf sie zu sehen, aber ein derart beeindruckendes Exemplar habe ich noch nicht zu Gesicht bekommen.
Jessie Gap („There is no positive trace of why this name is chosen.“ steht auf der Tafel) und Emily Gap (heißt so, weil Emily Creek durchfließt, wenn er fließt) beschließen unsere heutige Besichtigungsrunde, wir sind in Alice Springs angekommen. Einchecken, Tanken, Einkaufen, zur Visitor Information, um nach den Straßenverhältnissen auf Tanami zu fragen und dann zum Campingplatz, Aufbauen, Willkommensbier und Duschen, alles geht Schlag auf Schlag.
Zu Fuß zurück in das CBD, um erneut im Red Ocre zu Abend zu essen. Georg und Werner laden uns ein, das ist sehr nett und damit habe ich nicht gerechnet. Draußen ist viel los - im Restaurant nicht so sehr heute - es gibt einen Night Market. Die Bedienungen im Red Ocre sind komplett andere als am vergangenen Samstag. Die, die unser Essen bringt, ist aus Portugal (genauer aus Lissabon), spricht nach einem einjährigen Aufenthalt in Österreich fließend und nahezu akzentfrei Deutsch und ist hier mit einem Work and Travel Visum. Auch ihrem Englisch ist nicht anzuhören, dass es nicht ihre Muttersprache ist. Da sie in NT arbeitet, kann sie damit rechnen, noch ein Jahr länger bleiben zu dürfen. Schon wieder ein „letzter Abend“, morgen trenne sich Georgs und unsere Wege, aber erst nach Mittag, denn Georg kann erst nachmittags im Hotel einchecken.
Unsere heutige Position ist 23-41-56 / 133-51-44, Höhe 590m.
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