Monday, September 30, 2019

Tanami - 4. und letzter Tag - 30. September

20 nach vier weckt mich der Wind. Er rüttelt am Zelt, es fühlt sich an wie Corrugation. Die Feuerstelle zeigt sich unbeeindruckt, wie gestern ist hier unten kaum Luftbewegung. Eine Stunde später geht die Sonne auf, da sind wir schon unten und richten das Frühstück. Da kommt auch schon Werner aus seinem Fahrzeug. Seit Alice Springs schläft er unten, um sich die Zeit für Auf- und Abbau zu sparen. Heute schaffen wir es, früher loszukommen: um halb acht sind wir unterwegs. Am dritten Gate treffen wir die beiden Ulmer wieder, und das wird ein längeres Gespräch über das, was sie ansehen sollten und was eher nicht. Dann rollen wir mit „echten“ 60 km/h über die Tanami nach Norden. Meist ist sie in sehr gutem Zustand. Etwa 90 km nach dem Start ist die Wüste erst mal zu Ende, Hügel erheben sich beidseits der nunmehr eher kurvigen Strecke, Blue- und Saltbushes werden abgelöst durch Gumtrees und Akazien, es gibt auch wieder Vögel auf den Zweigen. Das Mitchellgras ist ersetzt durch Spinifex.
Nach einer kurzen Recreation Break bei Tageskilometerstand 99,9 geht es weiter. An der Kreuzung mit dem Hwy No 1, dem eigentlichen Ende der Tanami (und dem vorläufigen Ende der Gravelroad für uns) entledigen wir uns des gestern eingesammelten Mülls, bevor wir nach Halls Creek abbiegen. Nun, den eigentlichen Zweck dieses Abstechers erfüllen wir nicht: An der Shelltankstelle ist der Kompressor kaputt, die anderen beiden Tankstellen haben zu, ebenso wie die Visitor Information, denn heute ist „Queen‘s Birthday“, ein Public Holiday, der sehr ernst genommen wird. Neben der Shelltankstelle hat nur der IGA offen, und der auch nur bis Mittag. Also müssen unsere mitgebrachten Kompressoren ran - und entgegen meiner Erwartung erledigen sie ihre Arbeit. Immerhin, wir liegen beide im Schnitt unter der 10l/100km-Grenze, da können wir zufrieden sein.

Michael hat mir eine WhatsApp geschickt: Unser Keller stand voller Wasser (etwa 5 cm hoch), die Feuerwehr hat ihn ausgepumpt, jetzt stinkt es furchtbar. Wann das passiert ist, hat er nicht gesagt. Der Heizungskeller ist wohl nicht betroffen. Sowohl die Gebäude- als auch die Hausratversicherung haben wir bei der SV, ein Glück, dass ich weiß, wo die Unterlagen sind. Später überlege ich, Brigitte Kohler zu Michaels Unterstützung anzufragen. Per SMS schicke ich ihr eine entsprechende Nachricht, sie macht das selbstverständlich. Aber Michael ist auch nicht untätig und hat inzwischen mit beiden Versicherungen telefoniert. Was können wir von hier aus noch tun? Eigentlich nichts, außer zu hoffen, dass unsere Reise nicht beeinträchtigt wird durch schlechte Gedanken.

Der Great Northern windet sich zuerst an der Great Sandy Desert entlang, dann durch eine Abfolge mehrerer Ranges und schließlich bei Ngumban Cliffs hinab in die Tiefebene. Dort geht es dann durch eher langweiliges Gelände die letzten 60 km nach Fitzroy Crossing. Auf dem Campingplatz gibt es jede Menge Euros, diese kleinen Känguru mit den Streifen unter den Augen.
An Ngumban Cliff


Damit endet der gemeinsame Teil unserer Reise nach 6.208 km durch vier Wüsten. Im Grunde sind wir einen großen Kreis mit einem Stiel und einem angehängten kleinen fahren - Circletour.

Unsere heutige Position ist 18-12-31 / 125-35-0 bei 110 m Höhe

Tanami - 3. Tag - 29. September

Ich wache auf, weil der Wind plötzlich am Zelt knattert. Was ist mit dem Feuer, besteht da irgendeine Gefahr? Also runter, nachsehen. Nein, ich kann beruhigt wieder nach oben steigen, der Wind ist nicht so weit unten. Später überlege ich, warum ich die Pit nicht gleich zugemacht habe, denn wir heizen das Feuer ohnehin nicht mehr an. 

Heute starten wir immerhin schon um 08.30 Uhr, also deutlich besser als gestern. Dafür werden wir regelmäßig Pausen einlegen. Die zweite ist an der Grenze zwischen NT und WA. Dort treffen wir ein junges deutsches Paar, sie haben im Prinzip den gleichen Weg wie wir, d.h. wie Brigitte und ich: Wolfe Creek Crater, Fitzroy Crossing (da ist Werner noch mit dabei) und vorbei an Tunnel Creek (so trocken wie es zur Zeit ist, hat es keinen Sinn, durchzulaufen) zu Windjana Gorge, um dann nach Broome zu fahren. Dort treffen wir dann eventuell Werner wieder.

Irgendwann stellen wir fest, dass die Strecke weiter ist als gedacht und deshalb fahren wir nach der dritten Pause (in einer Gravel Pit) zügig weiter. 16.30 Uhr treffen wir beim Campground am Wölfe Creek Crater ein. Brigitte und ich fahren erst zum Camp und bauen das Zelt auf und richten das Campfire, dann gehen wir zu Fuß zum Krater. Werner fährt gleich hin, lässt dann aber sein Auto stehen und geht zu Fuß zurück, so dass wir den Kilometer sparen. Angesichts des steilen Anstiegs im Krater ist es ganz angenehm, nicht noch durch die sonnige Ebene gehen zu müssen. 
Werbung für ein Atelier in Balgo

Wolfe Creek Crater 

Weil dies unser letztes Campfeuer ist, verbrennen wir bis auf zwei größere Stammabschnitte alles Holz, was wir noch haben. Der Wind legt sich erst deutlich nach Sonnenuntergang, es war schwierig, das Feuer in Gang zu setzen. Georg ist inzwischen wohl schon zu Hause - in der Kälte. Ein Glück für ihn, dass er diese Wärme nicht mehr mitmachen muss - für ihne wäre es eher qualvoll, trotz Klimaanlage im Troopie. Nachts ist es jetzt endlich so, dass ich nicht mehr aufwache, weil ich unzureichend zugedeckt bin. Dafür hat letzte Nacht seltsamerweise meine Oberschenkelprellung wieder wehgetan, wenn ich drauf gelegen bin.

In Billiluna haben wir den Kreis , den Circle, beendet, jetzt kommt der Pfannenstiel. Mit Georg sind wir 4.782 km gefahren, mit Werner werden es knapp 6.000 - nicht schlecht. Dass ich mich solange an andere anpassen könnte, scheint mir schon eher positiv. Mal ganz abgesehen davon, dass sie sich auch an mich gewöhnen mussten. 
Kurz vor Erreichen des Turnoffs zum Crater habe ich nach 930 km vom SUB auf den Main umgeschaltet. Noch hat der Motor nicht gestottert, aber die Straßenbeschaffenheit ist nicht so, dass ich es auf einen Aussetzer ankommen lassen will. Das wird ein sehr guter Schnitt, denke ich. Kein Wunder, wir sind konsequent echte 60 km/h gefahren, obwohl die Straße mehr hergegeben hätte.

Um halb zehn nach der „neuen“ Zeit, denn wir haben den 129. östlichen Längengrad Überquerung sind zurück in Western Australia, ist das Feuer so weit heruntergebrannt, dass ich es trotz des Windes alleine lassen kann.

Unsere heutige Position ist 19-10-34 / 127-47-15, 360m Höhe.

Tanami - 2. Tag - 28. September

Es ist schon erstaunlich, dass es hier in Tilmouth Wells Telstra Coverage gibt, und dann auch noch 4G mit voller Stärke. Das hätte ich mir nie und nimmer träumen lassen. Und doch, es ist so.

Natürlich dauert alles viel länger als es müsste (alles, was zu tun ist, muss getan werden und lässt sich auch nicht verschieben, aber es nervt mich halt, dass wir nicht in die Pötte kommen. Dabei haben wir eine lange Teilstrecke vor uns.) und so kommen wir erst um 09.00 Uhr los. Die Tanami ist weiterhin sealed, also asphaltiert, deshalb können wir sehr zügig bis Yuendumu fahren. Dort gehen wir in den Shop, aber der Imbiss hat noch zu, also gibt es auch keinen Kaffee für Werner. Ab jetzt fahren wir mit verringertem Reifendruck (35 PSI) und Vierradantrieb. Denn jetzt liegen knapp 800 km Gravel vor uns.

Die Tanami - die Wüste, nicht die Strecke - ist relativ eintönig und bietet wenig Abwechslung für Auge und Gehirn. So schweifen die Gedanken ab zu Dingen, die mit der Reise nichts zu tun haben. Dennoch erfordert auch eine einfache Strecke wie die Tanami die volle Aufmerksamkeit, denn ein Loch ist sonst schnell übersehen, eine Welle überrollt, ein Stein mit dem Reifen kollidiert - mit all den möglichen Folgen, die so etwas haben kann. Die wenigen und doch relativ vielen anderen Autofahrer, die uns begegnen, sind da eher weniger herausfordernd. Entweder sie kommen uns entgegen, dann müssen wir, wenn es sich um Roadtrains handelt, links ranfahren und warten wegen des Staubs (die meisten Roadtrains verringern allerdings auf dieser Strecke ihre Geschwindigkeit bei Gegenverkehr) oder sie überholen, dann ist eigentlich nur der Moment direkt nach dem Überholvorgang kritisch, wenn die Staubwolke uns erreicht.

Ab halb vier halten wir Ausschau nach einer Übernachtungsmöglichkeit, aber es bietet sich nichts. Rechts und links von uns ist flaches Land, bedeckt mit Mitchellgras und niedrigen Büschen, da steht man auf dem Präsentierteller. An der ersten sich bietenden Gelegenheit steht ein Straßenbautrupp mit zwei Gradern, mehreren Kleinlastern und einem großen Wohncontainer mit Generator auf einer Roadtrainunit. Ichfrage, ob wir campen dürfen und höre „you can camp where ever you want“. Also stellen wir uns so hin, dass neben den üblichen Bedingungen auch der Generator nicht zu sehr stört - ich höre ihn ohnehin nicht, Werner schläft im Auto, also ist davon in erster Linie Brigitte betroffen.
Feuerholz sammeln, wir brauchen nur so viel, dass das Feuer in Gang kommt, denn noch immer haben wir Holz aus Ross River in und auf den Troopies.
Dann Kochen wir, heute wird alles gemeinsam gemacht, mir bleibt nur das Schneiden der Zwiebel und Chilis und der eigentliche Kochvorgang. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang steht das Essen auf dem Tisch. Wie, das habe ich gestern schon geschrieben? Nun, mag sein, aber so ist es.

Es ist angenehm warm, auch ohne das Feuer, deshalb sitzen wir heute eher weiter entfernt. Noch vor vier Tagen könnten wir gar nicht Nähe genug sein an der Feuerstelle.
Sonnenuntergang in Tilmouth Well

Auch hier, in the middle of nowhere, mitten in der Tanami Desert, haben wir einen ganz schwachen Telstraempfang. Allerdings reicht es vermutlich nicht zum Posten des heutigen Beitrags. Georg ist auf dem Weg nach Singapore, es hat trotz Stromausfalls in Alice Springs alles geklappt. Im Hotel musste er übrigens doch eine Frühcheckingebühr bezahlen. Hilton sollte man also besser meiden, das ist reine Abzocke, gerade da erst ab 15.00 Check In Time ist.

Unsere heutige Position ist 20-35-55 / 130-23-47, 390 m Höhe.

Friday, September 27, 2019

Tanami - 1. Tag - 27. September

Wir haben alle Zeit der Welt, aber ich soll nicht mit der Sonne aufstehen. Tue ich nicht, ich bin schon vorher wach und stehe kurz vor Sonnenaufgang auf. Um niemanden zu stören mache ich einen Spaziergang. Ich bin langsam heute, für die sechs Kilometer brauche ich eine Stunde, allerdings mit Pausen zum Schauen, zum Zurechtfinden, zum Photographieren. Als ich zurückkomme, sind alle aufgestanden, ich kann das Frühstück zubereiten.
East Alice Springs im Morgenlicht


Nach dem Frühstück packen wir langsam unsere Sachen und verlassen kurz nach 10 den Platz (zum letzten Mal?) und treffen uns auf dem Parkplatz von Coles. Wir haben ja bereits gestern eingekauft, Werner macht es erst heute. Ein letzter Bummel über Todd, letzte Besuche in Alice Plaza (wo ich mir ein Paar UGGs kaufe und Georg und ich etwas essen vom Thaistand) und Yeperenje (wo Brigitte und Werner sich je ein Foccaccia bestellen und essen), dann bringen wir Georg in sein Hotell im Barrett Drive, verabschieden uns und machen uns auf den Weg nach Norden. Es ist ziemlich genau 13.00 Uhr, als wir losfahren.

Zwei jeweils kurze Halts, einer beim Verlassen des Stuart Hwy, einer ziemlich genau 100 km später,und die selbstgewählte Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h auf paved roads führen dazu, dass wir um Viertel vor vier in Tilmouth Well Einlaufen. Werner meint, dass wir dies bereits als unser Nachtquartier ausgemacht hatten, daran kann ich mich nicht erinnern. aber wir haben nichts dagegen und so richten wir uns ein. Ich starte gleich das Feuer, damit wir den großen Klotz verbrennen können, ohne allzu lange aufbleiben zu müssen. Diesmal gelingt es mir, das Abendessen vor dem Sonnenuntergang fertig zu haben.
Wieder ein schöner  Sonnenuntergang 
Ein kurzes Gespräch mit den Nachbarn. Sie sind ebenfalls auf dem Weg nach Norden und treffen sich in Halls Creek mit mehreren Bekannten und Verwandten, um gemeinsam die Canning Stock Route in Angriff zu nehmen. Meine Einladung zum Feuer lockt sie allerdings nicht, obwohl ich es mit Hilfe von Rindenstücken, die sich auf dem Platz finden, schaffe, es zu einem richtigen Feuer aufzupäppeln. Der große Klotz lässt sich allerdings davon nicht wirklich beeindrucken.

Thursday, September 26, 2019

Back in Alice Springs - 26.09.19

Dienstag, 24. September

Wir sind kaum mit dem Frühstück fertig, da zieht der Himmel zu. Ich beginne, unser Zelt zusammenzupacken, gerade noch rechtzeitig werde ich fertig. Auch das andere Zelt wird noch trocken eingepackt. Dann regnet es und regnet und regnet. Langsam wird der Track weicher, alles außer der Corrugation. Um der auszuweichen, fahre ich ganz links; mit der Folge, dass die linken Radkästen voller rotem Lehm sind. Rechts ist es lange nicht so viel.

Zum Glück brennt im Kiosk von Hale River Homestead, Wowereit heute Nacht campieren wollen, im Ofen ein warmes Feuer. Macht Camping nicht mehr viel Spaß. Ich bestelle mir wie Georg einen Burger „The Lot“, Werner nimmt einen Teller Suppe und einen Toast und Brigitte verzichtet wie üblich, ich hole ihr Pumpernickel und Butter aus dem Auto.
In einer der wenigen Regenpausen - an drei kann ich mich erinnern, keine war länger als 15 Minuten - bauen wir die Zelte auf, um dann wieder in den Kiosk, der ehemalige Workshop, zu gehen und vor dem Ofen zu lesen oder Rätsel zu lösen. Dann kommen noch weitere Gäste, eine Familie mit zwei Kindern, eine weitere Familie mit zwei Kindern und ein Paar etwa in unserem Alter, Bron und Steve aus Darwin. Mit ihnen kommen wir recht schnell ins Gespräch über Outbacktouren, über Australien und Deutschland, über Enkelkinder. Ihre sind etwas älter als Lina und Jakob.


Rechtzeitig zum Kochen hört der Regen auf, so dass wir sogar bei den Autos essen können. Ich hatte vorher vorsorglich gefragt, ob wir im Workshop zum Essen unterschlüpfen können, was großzügig zugesagt wurde. Kalt wäre es dort zwar auch gewesen, aber immerhin trocken. Das hat sich ja jetzt erübrigt.
Steve hat ein Campfeuer angemacht, und er hat genügend Holz mitgebracht, um es den Abend über in Gang zu halten. „Ein Abend ohne Campfire ist nicht gut.“
Während des Abendessens geht die Sonne unter. Die Wolken haben sich im Westen so weit über den Horizont gehoben, dass wir noch 10 Minuten Sonnenschein genießen können, bevor die Sonne in einer Explosion von Farben hinter den Bergen versinkt. Es wird uns keiner glauben, dass diese Bilder nicht aus einem Fotoshop kommen. Nach dem Spülen - ich sogar schon eher - sitzen wir dann zusammen - bis auf Werner, er ist schon in seinem Schlafsack verschwunden - am Feuer und freuen uns an dessen Wärme und guten Gesprächen. 
Am Campfire im Ross River Ressort

Unsere heutige Position ist 23-23-5 / 134-41-2 auf 610 m Höhe.

Mittwoch, 25. September

Um zwei musste ich mal runter, da erstrahlte über uns ein prächtiger Sternenhimmel. Beim nächsten Mal, kurz nach 5, war von Sternen nicht mehr zu sehen, alles voller Wolken. Und so ist es auch, als ich kurz vor sieben aufstehe, grau in grau. Immerhin, es regnet nicht. Weil heute nichts besonderes anliegt, lassen wir uns Zeit mit dem Frühstück, bauen in Ruhe ab - dabei wird meine Jeans allerdings ziemlich eingesaut, weil alles noch nass ist und vorher roter Staub auf der Persenning lag - unterhalten uns, füttern die Hühner mit den Kartoffelschalen und Salatabfällen von gestern Abend und machen uns dann kurz nach neun auf den Weg.
Abendhimmel in den East MacDonnell Ranges

Über scheinbar verschlungene Wege erreichen wir Arltunga. A. ist ein Ort, der zu Zeiten des Goldrausches hier in der Gegend um 1890 gegründet wurde und eine zentrale Ansiedlung werden sollte. Doch weil das Gold nicht lange reichte, wurde die Arbeit eingestellt, niemand kam hierher und die zentrale Rolle übernahm das erst anschließend gegründete Alice Springs. Die Reste sind sorgfältig restauriert und liebevoll beschildert, so dass man sich ein gutes Bild davon machen kann, wie es damals hier war. Beim Besuch der Joker Mine, bzw. dessen, was noch übrig ist, verliere ich den Halt, rutsche mit beiden Beinen auf dem Abraumgeröll weg und lande ziemlich unsanft samt Kamera auf dem steinigen Boden. Mal abwarten, was daraus wird, die Kamera funktioniert noch und es scheint auch nichts gebrochen zu sein. Glück gehabt.

Dann kommen wir zum Ende der Gravelroad, für Gerhard das Ende von Gravelroads bis auf weiteres. Denn ab dem Ross River Ressort, wo wir uns für die Nacht einquartiert haben, ist es bis Alice Springs asphaltiert. Georg kauft eine Portion Feuerholz für heute Abend, damit ist das Campfire gesichert. Die angelieferte Menge reicht für mehr als einen Abend, vor allem, da an unserem Platz noch ein Stamm von den Vorgängern liegt, den ich mit der Handsäge zerkleinere und mit verwende. Da wir das Feuer zeitig anmachen, würde die Glut zum Kochen reichen.

Unsere heutige Position ist 23-35-46 / 134-29-15, Höhe 410m. Wir sind wieder südlich des Tropic.

Donnerstag, 26. September



Das Campfeuer in Gang zu setzen ist gar nicht so einfach. Die Eukalyptusblätter brennen wie Zünder, aber ebenso schnell sind sie abgebrannt. Und das gestern angelieferte Holz war schon gestern Nichtleiter zu entflammen, heute ist es noch schwieriger, weil das Holz über Nacht feucht geworden ist. Nicht nur das Holz, alles trieft geradezu. Die für uns ungewohnt hohe Luftfeuchtigkeit als Folge des Regens fällt bei den einstelligen Nachttemperaturen eben als Tau aus oder kondensiert an allem, was kalt genug ist.
Beim Frühstück kommen ein paar Pferde, vier sind es, vorbei, um einige Meter neben uns an einer Wasserstelle ihren Morgentrunk zu sich zu nehmen. Jetzt weiß ich, von wem die Droppings neben unserem Troopie sind.
Weil es das vorletzte Frühstück mit Georg ist, gibt es noch mal Bannocks (aber auch, weil unser Brot alle ist). Georg brät sie.
Und dann brechen wir auf. Das reichlich übrig gebliebene Holz packen wir ein bzw. verstauen es auf den Dächern. Die Strecke ist heute ziemlich kurz, nur rund 90 km, und so lassen wir uns Zeit und sehen uns alles an, was an Sehenswertem angezeigt wird. Bei Trephina Gorge machen wir einen Panorama Walk, wunderbare Blicke auf die Gorge, die umliegenden Felsenhügel und das Umland tun sich auf. Fauna bekommen wir nicht zu sehen. Am Taleingang steht ein großer Ghost Gum. Ich liebe diese Bäume und achte darauf sie zu sehen, aber ein derart beeindruckendes Exemplar habe ich noch nicht zu Gesicht bekommen.
Jessie Gap („There is no positive trace of why this name is chosen.“ steht auf der Tafel) und Emily Gap (heißt so, weil Emily Creek durchfließt, wenn er fließt) beschließen unsere heutige Besichtigungsrunde, wir sind in Alice Springs angekommen. Einchecken, Tanken, Einkaufen, zur Visitor Information, um nach den Straßenverhältnissen auf Tanami zu fragen und dann zum Campingplatz, Aufbauen, Willkommensbier und Duschen, alles geht Schlag auf Schlag.
Zu Fuß zurück in das CBD, um erneut im Red Ocre zu Abend zu essen. Georg und Werner laden uns ein, das ist sehr nett und damit habe ich nicht gerechnet. Draußen ist viel los - im Restaurant nicht so sehr heute - es gibt einen Night Market. Die Bedienungen im Red Ocre sind komplett andere als am vergangenen Samstag. Die, die unser Essen bringt, ist aus Portugal (genauer aus Lissabon), spricht nach einem einjährigen Aufenthalt in Österreich fließend und nahezu akzentfrei Deutsch und ist hier mit einem Work and Travel Visum. Auch ihrem Englisch ist nicht anzuhören, dass es nicht ihre Muttersprache ist. Da sie in NT arbeitet, kann sie damit rechnen, noch ein Jahr länger bleiben zu dürfen. Schon wieder ein „letzter Abend“, morgen trenne sich Georgs und unsere Wege, aber erst nach Mittag, denn Georg kann erst nachmittags im Hotel einchecken.

Unsere heutige Position ist 23-41-56 / 133-51-44, Höhe 590m. 

Monday, September 23, 2019

Gemtree - 23.09.19

Eigentlich habe ich gut geschlafen. Allerdings war ich ab vier wach und hatte Angst zu verschlafen. Kurz vor halb sechs stehe ich dann auf, im Grunde genau richtig, denn kurz nach halb acht brechen wir auf, den Troopie zum Service zu bringen. Johan weiß nicht, was an den Bremsen zu tun ist, also versuche ich ihm zu erklären, was passiert war. Nun denn.
Er stellt uns ein vollgetankt Ersatzauto zur Verfügung. Wir fahren zurück zum Camping, um mit Georg und Werner den weiteren Ablauf zu besprechen. Denn logisch, Johan will sich erst ein Bild machen und dann sehen, ob er die nötigen Ersatzteile bekommt, bevor er mir irgendwelche Zeitabschätzungen nennen kann. Wir sitzen gerade nach erfolgten Kleineinkäufen in Yeperenje, da kommt eine SMS: Um 12 ist das Auto fertig. Es tröpfelt ein wenig und es ist kalt. Vielleicht ist es deshalb in der Visitor Information so voll. Dann hat Werner die Idee, wir gehen in die Ausstellung Megafauna, die wir gestern entdeckt haben. Es geht dort um eine Fundstelle von Fossilien bei Alcoota, nördlich von Gemtree, wo viele verschiedene Rassen undSpezies entdeckt wurden, die bisher nirgendwo sonst gefunden wurden. Einer davon ist ein Laufvogel ohne Flügel, ähnlich einem Emu, aber etwa 3m hoch. Auch wurden Fossilien des bislang größten Marsupial gefunden, eines Wombatähnlichen Tieres von etwa 600 kg Körpergewicht. Ein krokodilartiges Raubtier von rund 4m Länge ist in mehreren Exemplaren gefunden worden. Die Ausstellung ist hochinteressant und sehr gut gemacht. Einer der Wissenschaftler steht für Auskünfte zur Verfügung, wohl eher zufällig. Aber er schien sich über unser Interesse zu freuen. Alcoota selbst kann man aus verständlichen Gründen nicht besuchen. 
Mal wieder am Tropic

Als wir mit leichter Verspätung - weil ich mich verfahren habe - bei der Werkstatt eintreffen, steht unser Troopie bereit. Während Werner noch etwas überprüfen lässt, schrauben Georg und ich das eine Fliegennetz richtig an, dann brechen wir auf.

Je weiter wir nach Nordosten kommen, desto besser wird das Wetter, blauer Himmel und Sonne.

Gemtree hat sich stark verändert seit 2013, nur der kleine See mit dem Red Gum sieht noch so aus, wie ich es in Erinnerung habe. Wir bekommen einen Platz ziemlich weit hinten im Gelände. Der Koch hat versagt: Wir haben kein Brennholz gesammelt. Hier auf dem Gelände darf man nichts aufsammeln, das brauchen sie selbst für den Campoven und das warme Wasser.

Gleich nach dem Abendessen, das wir heute ausnahmsweise bei Tageslicht eingenommen haben, und dem Spülen ziehen sich alle zurück, denn ohne Sonne ist es arg frisch in dem kalten Südostwind. Ob wir vom Regen verschont bleiben?

Unsere heutige Position ist 22-58-3 / 134-14-40, Höhe 650m. Wir haben den Tropic wieder in Nordrichtung überschritten, aber nur bis Donnerstag, dann sollten wir wieder in Alice Springs sein. Georg fliegt am Freitag.

Sunday, September 22, 2019

Alice Springs - 21/23.09.19

Samstag
Je später es gestern Abend wurde, desto mehr ließ der Wind nach und so war es eine kühle, aber ruhige Nacht. Um Viertel nach fünf werde ich wach, bleibe aber noch im Zelt so lange es geht. Kurz vor der Sonne stehe ich dann auf. Denn entgegen allen Vorhersagen und Erwartungen ist es nur leicht bewölkt und so wird es beim Frühstück einigermaßen warm. 
Unser Zelt muss abgebaut werden, weil wir nachher den Reifen abholen müssen. Und bei der Gelegenheit kaufen wir auch gleich ein. Georg und Werner spazieren die knapp zwei Kilometer ins Zentrum. In Alice Springs sind beide großen Malls und damit Coles und Woolworths mitten im Ort, nicht wie anderswo in den Randbezirken. 

Beim anschließenden Bummel finde ich geeignete Karten für die Löwenzahn- und die Wawuschelkinder mit viel Wildlife. Briefmarken gibt es in der Visitor Information. 

Wir fahren zurück, bauen das Zelt wieder auf, verstauen unsere Einkäufe und waschen die angefallene Wäsche. Die Rotfärbung geht bei den hiesigen Kaltwaschprogrammen allerdings nicht ganz raus. Die bereits beim letzten Mal gewaschene Jeans und die, die ich eine Woche anhatte, unterscheiden sich äußerlich kaum, weder vor noch nach dem heutigen Waschgang.

Georg lädt heute zum Abendessen ein - auch sein Geburtstag liegt noch nicht lange zurück - wir gehen ins Red Ocre. Das Gewicht liegt auf „gehen“, denn wir lassen die Troopies stehen. Zum Entrée gibt es (von mir) einen Prosecco anlässlich meines nur sechs Tage zurückliegenden Geburtstages. Das Ambiente und das Essen sind sehr gut, der Service anfangs auch, der lässt dann aber stark nach. Mein Starter kommt trotz Nachfrage nicht, mein Bier auch erst nach Mahnung - schade, denn das trübt den sonst guten Eindruck. Es war gut, dass wir reserviert hatten, denn sonst wäre es zumindest knapp geworden. Später ist das Restaurant ganz voll.
A very special chair - especially for women


Eine der drei großen Malls in Alice Springs

Die Wäsche ist noch nicht trocken genug, um sie abzuhängen, aber da kein Regen zu erwarten ist, ist das nicht tragisch. Stichwort Regen: Erst am Dienstag soll es regnen und die vorhergesagte Regenmenge wurde bereits drastisch reduziert, von 20,8 auf 3,6mm. Das reicht natürlich vorn und hinten nicht, wäre aber besser als nichts. Allerdings ist es tatsächlich recht frisch geworden mit Tageshöchsttemperaturen von um die 20 Grad C, frühmorgens liegen die Werte wieder im hohen einstelligen Bereich. Besonders der kalte Wind macht mir zu schaffen.

Sonntag
Ich halte mich mit dem Aufstehen zurück so lange es geht. Deshalb haben wir beim Frühstück bereits Sonne auf dem Tisch.

Tagsüber spazieren wir mit vielen Unterbrechungen nach Alice und den Toddriver entlang zur Telegraph Station. Und dann natürlich wieder zurück, das aber mit nur einer Pause, weil Georg und ich ein Eis essen. Wenn wir länger mit den Beiden unterwegs wären, würde ich vermutlich stark zunehmen. Ich esse deutlich mehr, als wenn Brigitte und ich alleine sind, weil wir zwischendurch immer wieder eine Kleinigkeit zu uns nehmen. Unter anderen waren wir in einem Outback Camping Geschäft, dem Desert Dweller, und haben uns angesehen, was es hier so gibt. Erstaunlich, welche Vielfalt und welche Qualität beiMaterial und Fertigung es hier zu besichtigen gab. Nach ARB gestern ist dies das zweite Unternehmen, das ich, wenn ich hier wohnen würde, häufiger aufsuchen würde - nicht nur zum Sehen...

Zurück auf dem Campingplatz gibt es ein Ankunftsbier, dann ist schon fast Zeit, mit dem Kochen zu beginnen.

Heute Abend gibt es keinen Sternenhimmel zu sehen, der Himmel haitisch in den letzten zwei Stunden völlig mit Wolken bedeckt. Eigentlich sollte es dann auch nicht so kalt werden, aber da ist halt immer noch der Wind. Wir bleiben der frischen Temperatur geschuldet nicht lange am Tisch im Freien sitzen, abgesehen davon, dass Brigitte und ich morgen bereits um 20 vor 8 (the latest) alles gepackt haben und aufbrechen müssen. Mal sehen, wo wir morgen Abend um diese Zeit sind.

Friday, September 20, 2019

Stuart Highway - 20.09.19

Eigentlich gibt es nicht viel zu berichten, dafür aber jede Menge.
Der Wind hatte sich ja bereits gelegt, als wir aus der Tavern kamen. In der Nacht war es ruhig und es war die wärmste Nacht seit langem. Als ich kurz nach fünf unten bin, scheint der Mond von einem fast klaren Himmel, sogar Sterne sind zu sehen. Als ich dann eine Stunde später aufstehe, ist es bewölkt. Kaum haben wir uns zum Frühstück an den Tisch gesetzt, beginnt ein schwacher Südwind - der Wetterumschwung ist fast da.
Sturt Desert Pie
In Stuart Wells allerdings haben wir die Front bereits wieder überholt, der Wind bläst hier wir wieder stark aus NNW. Und er bläst uns den Sand in die Augen, als wir die Camelfarm besuchen. Erstaunlich, das Cannonball Memorial  ist uns bisher entgangen. Vier junge Leute sind hier tödlich verunglückt, als einer der zwei Fahrer bei einem Straßenrennen von der Fahrbahn abkam. 

In Alice Springs angekommen fahren wir erst zum Campingplatz, bevor wir uns um das Wohlergehen der Autos kümmern. Der Reifen ist nicht reparierbar „it‘s to near to the side“, also muss ein neuer drauf. Rad und Felge bleiben bei Bridgestone und müssen morgen zwischen 11 und 12 abgeholt werden. Weiter zu ARB, um die Zelte reparieren bzw. überprüfen zu lassen. Zwei Stunden Wartezeit, sagt man uns, und so gehen wir in die Mall bei Woolworth. Was essen, was trinken, Geschäfte angucken - kein Anruf. Ich rufe bei der Werkstatt an, wo Montag der Service gemacht werden soll. Um 8 sollen wir das Auto abgeben. Aber was außer der Inspektion zu machen ist, weiß Johan nicht. Also versuche ich, mich mit Thomas in Verbindung zu setzen, der hat allerdings Urlaub. Letztlich lande ich bei Bianca. Sie bemüht sich, erreicht aber niemanden mehr. Spannend. Dann sind wenigstens die Autos bei ARB fertig und wir können zum Campingplatz. Große Überraschung: Von Georg und Werner bekomme ich als nachträgliches Geburtstagsgeschenk einen neuen Australienatlas und einen Stubbieholder. Ich bin ehrlich erfreut.
Am Cannonball Memorial

Zum Abendessen gibt es als Geränk heute Rotwein, es ist der erste Wen seit mindestens zwei Wochen. Aber gleich nach dem Spülen ziehen wir uns alle zurück, weil es draußen unangenehm ist, kalt und stürmisch.

Unsere heutige Position ist 23-41-56 / 133-51-44, Höhe 580 m. 

Thursday, September 19, 2019

Lasseter Highway - 19.09.19

Der Unterschied zwischen einem Camp im „Freien“ und dem Overflow bei Yulara ist, dass zu den Ammenities beim Overflow 500 Schritte zurückzulegen sind. Dafür sind $15 pP doch ziemlich viel. Schon früh setzt der Verkehr ein, viele wollen rechtzeitig zum Sonnenaufgang bei Uluru oder Kata Tjuta sein. Danach ist es wieder still und es gibt sogar Platz in den - wie gesagt weit entfernten - Toiletten.


Australian (?) Wildlife: Emu, Camel and Budgerigars


Wir sind um 08.30 CST abfahrtbereit, aber weil wir noch bei der Tankstelle Zwischenstation machen, um die Reifen wieder aufzufüllen, brechen wir de facto erst um 09.00 Uhr auf. Der Wind ist stark auffrischend. Einem Halt in Curtin Springs Roadhouse, wo ich wie immer den Emu fotografiere, folgt einer am Mt. Condor Lookout. Der Blick ist heute aber enttäuschend, denn der mittlerweile in Böen zum Sturm ausgeartete Wind trägt jede Menge Staub mit sich, der markante Berg ist kaum auszumachen. Und als wir festgestellt haben, warum Mt. Ebenezer Roadhouse bei WikiCamps und Google Maps nicht mehr aufgeführt wird, nämlich weil es aufgegeben wurde, und wieder losfahren wollen, kommt gerade ein Sandsturm daher mit wenig Sicht. Doch kurz danach geht es wieder, dafür zeigen sich in einiger Entfernung Minitornados, die durch den mitgeführten roten Sand recht eindrucksvoll sind. 
Auch hier sind noch immer die roten Dünen der Gibson Desert das vorherrschende Geländemerkmal. Nur im Norden gibt es Ranges, allmählich kommen die ersten Hügel der MacDonald Ranges in Sicht.

Die Bremse ist so gut „provisorisch“ repariert, dass wir bis jetzt noch keinen Verlust von Bremsflüssigkeit zu verzeichnen haben. Dabei sind wir morgen schon in Alice. Der Mechaniker in Warburton ist wirklich gut und sehr zuvorkommend. Schade, dass ich ihn nicht gleich auch den Reifen habe flicken lassen.

In Erldunda, wo wir rechtzeitig zum Mittagessen einchecken, weht der Wind nach wie vor stramm aus Nordnordwest. Sind das die Vorboten der für morgen angekündigten Kaltfront? Hoffentlich klappt es heute Abend mit dem Kochen. Und mit dem Essen, denn beim Kochen kann ich vielleicht alles vor dem Sand schützen, aber anschließend beim Essen nicht mehr.

Nun, wir entscheiden uns dann doch dafür, heute „aus zu gehen“, sprich, in der Taverne eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Das Essen ist überraschend gut  und es gibt Great Northern vom Fass. Viele Leute kommen nach uns und bestellen ebenfalls ihr Dinner. Als wir aus der Kneipe kommen, ist es noch angenehm warm - und der Wind hat sich gelegt. Das ist gut, dann machen unsere Zelte auch keinen Lärm.

Unsere heutige Position ist 25-11-54 / 133-11-52, Höhe 390 m. 

Wednesday, September 18, 2019

Great Central Road - 18.09.19

Dieses Zeitenwirrwarr ist schon eigenartig. Eigentlich sind wir ja noch in Western Australia, da gilt die Zeit von Perth. Die meteorologische Station Giles allerdings hat CST (Central Standard Time), und danach ist auch deren Tagesplan ausgerichtet. Auch das Roadhouse benutzt CST, die Community aber hat Western Time. Wie auch immer - ich stehe nach Western Time auf (in etwa), das ist der Sonne aber egal, sie geht nämlich erst kurz vor sieben auf. Bis dahin bin ich ziemlich durchgefroren, obwohl es eigentlich nicht so kalt ist. Wir brechen aber nach CST auf, weil wir den Balloon Launch bei der Giles Station beobachten wollen. Das ist ein völlig unspektakulärer Vorgang: Zur angegebenen Zeit kommt aus dem Dach ein relativ kleiner, weißer, mit Wasserstoff gefüllter Ballon mit zwei metallischen Teilen an einer Schnur heraus  und steigt nach oben. Wir sehen ihm noch lange nach. Auch beim Bau dieser Station hat Len Beadell mitgewirkt. Vor dem Gebäude steht in einem Shed der Original-Grader der Gunbarrel Companie und die Walze, mit der die neuen Wege geplättet wurden.
Über die Fahrt nach Osten gibt es nichts zu berichten. Die Gibson zeigt sich relativ unverändert und ähnlich ist es mit der Great Central Road. Wenn man an der linken Seite fährt, so weit es geht, dann gibt es fast keine Corrugation. Wir halten gelegentlich an zum Fotografieren, fahren auch nach Katukatjarra (Docker River) rein, machen dort eine Pause und essen ein paar Chips. Später sehen wir uns die Lasseter Cave an. Lasseter hatte 1897 eine Goldader entdeckt, aber vergessen, wo es war. Die nächsten 33 Jahre seines Lebens war er auf der Suche nach diesem Reef, bis er im Januar 1930 bei eben dieser Höhle beinahe verdurstete und dann beim Versuch, die nächste Ansiedlung zu erreichen trotz Hilfe einer befreundeten Aboriginalfamilie verstarb.
In Lasseters Cave


In Warburton ist seit gestern ein Schultreffen, deshalb war auch die große Band, mit deren Koch ich mir die Herde in der Campkitchen teilte, dort. Und gestern sind uns drei Busse mit Schulkindern entgegengekommen, einer davon auf dem schönen Camp mit Bushaltestelle.
Heute haben wir keine Begegnungen mit der einheimischen oder zugewanderten Fauna, noch nicht mal Vögel lassen sich blicken. 
Ein Stop ergibt sich daraus, dass ein Auto am Rand steht und Hilfe braucht. Wir stellen die nachgefragten Kabelbinder und Ducttape zur Verfügung, bleiben dabei - und waren dann doch unnötig. Verschiedene zusätzlich angebrachte Lampen waren durch die Corrugation locker geworden und abgefallen. Aber immerhin, wir haben angeboten zu helfen, so gut es eben geht. Die beiden Jungs - Brigitte meint, dass es Russen sind - bedanken sich denn auch ordentlich, bevor sie mit ihrem schwarzen Mazda Pickup davonfahren. Dann stoppen wir zweimal bei Kata Tjuta, um ein paar Fotos zu machen und ein paar Schritte zu gehen. Auch vom Uluru bekommen wir ein paar Fotos auf den Speicherchip. Im Gegensatz zu Werner habe ich meinen Reifendruck noch nicht erhöht, das will ich morgen vor der Abfahrt an der Tankstelle machen. Dann wird der Kompressor nicht so sehr belastet.

In Yulara ist es brechend voll. An der Rezeption müssen Werner und Brigitte (Georg und ich warten bei den Autos) ewig warten, bis wir dann für den Overflowbereich einchecken können. Aber einkaufen müssen wir auch noch, also fahren Brigitte und ich anschließend noch zum IGA.
So ist es bereits nach sieben, als ich mit dem Kochen anfangen kann und erst um 8 steht das Essen auf dem Tisch.

Unsere heutige Position ist 25-14-19 / 130-59-15 auf 510 m Meereshöhe. 

Tuesday, September 17, 2019

Great Central Road - 17.09.19

Das wird wieder ein bequemer Tag, wir fahren nur bis Wanakurla, das sind rund 230 km auf einigermaßen glattem Gravel.

Immer wieder sieht man im Gelände tote Kamele, eigentlich sind es Dromedare, aber hier wird von Camels gesprochen. Nicht immer, aber doch ziemlich oft sind es Opfer von Camelshooters. Im 18. Jahrhundert wurden in den USA aus Eisenbahnwaggons heraus mit den ersten halbautomatischen Gewehren Bisons abgeknallt, im 19. Jahrhundert waren hier in Australien die Aboriginals die Opfer, die gnadenlos gejagt wurden, dann waren es die Känguru, später die Schweine und heute sind es Kamele. Immer das gleiche Schema: Reine Lust am Töten, Lust am Leiden der Opfer. Denn als Sport kann ich es nicht ansehen, Tiere vom Hubschrauber aus zu erschießen und die Kadaver liegen zu lassen „für die Raubvögel“. Vielleicht sehe ich das zu krass, aber so denke ich in diesem Fall. Klar, die Kamele machen den Rindern das ohnehin knappe Futter streitig, aber sie sind ja nicht freiwillig nach Australien gekommen (genausowenig wie die Rinder) und sie haben ein Recht auf Leben. Macht euch die Erde untertan - ist das damit gemeint?

Noch immer sind wir in der Gibson Desert. Spinifex beherrscht das Bild, überragt von Bluebushes, Mulgas und ab und zu kleineren Gumtrees. Immer wieder überqueren wir lange, von Nord nach Süd verlaufende Dünenketten, wie in der Great Sandy Desert, nur sind die Dünenreihen hier viel flacher und weiter auseinander. Auf der Straße sind die Spuren vieler Kamele zu sehen, einmal sehen wir auch die zugehörigen Tiere: Eine Stute mit zwei Kälbern. Sie halten weiten Abstand, sind aber auch einigermaßen interessiert an uns. 
Nach einigen Pausen und gleichmäßigem Fahren auf mäßig corrugierter Fahrbahn erreichen wir Viertel nach 1 unser heutiges Tagesziel. Hier ist allerdings wieder Central Time, also ist die Uhr bereits 1,5 Stunden weiter. Und aus technischen Gründen macht das Roadhouse bereits um 04.30 Uhr CST (Central Standard Time) zu. Gut, dass wir schon da sind. Aufstellen, einrichten, Ankunftsbier - obwohl hier in diesem Shire Ngaanyatjarra (Fragt nicht, wie das auszusprechen ist, ich weiß es - noch - nicht. Am besten sieht man alles als englische Lautschrift an, dann geht es schon ganz gut.) das Trinken von Alkohol untersagt ist.

Es wird wieder kühl mit dem Untergang der Sonne. Schade, denn der Sternenhimmel ist heute besonders schön, weil im Gegensatz zu gestern der Campingplatz nahezu unbeleuchtet (und nicht eingezäunt) ist und auch die anderen Benutzer sich bereits recht früh zur Ruhe begeben haben. Nun ja, morgen um diese Zeit ist es ganz offiziell 1,5 Stunden später. Zeitwirrwarr. Da wi früher hier an der Great Central Road nie in Roadhouses übernachtet haben, ist mir das noch nicht aufgefallen.

Unsere heutige Position ist 25-2-37 / 128-18-13 auf 580 m Meereshöhe. Die Giles Meteorological Station liegt nur wenige Kilometer entfernt.
Bushaltestelle im Bush